Ein unspektäkuläres, aber notwendiges Angebot
Seit 25 Jahren gibt es den „Mittagstisch“ in Coesfeld
Coesfeld (pbm/mek). Vor der Tür zum „Mittagstisch Lambertiplatz“ treffen die ersten Gäste ein. Sie begrüßen sich, tauschen Neuigkeiten aus und lachen gemeinsam. Während drinnen Hedwig Peirick und Monika Cramer die letzten Vorbereitungen für das Essen treffen, treten sie kurze Zeit später ein und nehmen an dem großen Tisch Platz. Einige kommen erst seit einer Woche zum Mittagstisch, andere nehmen das Angebot seit vielen Jahren gern an. „Ich bin seit 25 Jahren dabei. Anfangs habe ich mich nicht getraut. Doch meine Frau, die leider verstorben ist, hat mich ein bisschen hierher geschubst“, sagt Michael Wiesmann und lächelt. Seitdem ist er Stammgast. Von sonntags bis freitags hat der Mittagstisch von 12.30 bis 13.30 Uhr geöffnet an 320 Tagen pro Jahr. Auch an Feiertagen wie Ostern, Weihnachten oder Silvester. Mehr als 100.000 Essen haben die Ehrenamtlichen in den vergangenen 25 Jahren über die Theke gereicht.
Während die Gäste ihre Gespräche über Gott und die Welt, Fußball und Politik weiterführen, geben die beiden Ehrenamtlichen das Signal: Das Essen ist fertig. Heute gibt es Stäbchenfleisch, Kartoffeln und Porreegemüse sowie zum Nachtisch einen Jogurt. Nach und nach nehmen die Gäste das Essen auf einem Tablett in Empfang und zahlen ihren Obolus von 1,50 Euro.
„Das ist eine tolle Einrichtung“, sagt eine Frau. Sie kommt erst seit einer Woche mit einer Freundin zum Essen. Eine Ehrenamtliche aus der Pfarrcaritas habe sie dazu motiviert. „Es ist wirklich gut hier. Ich hatte etwas Sorgen, dass ich mich nicht wohlfühle. Doch die Sorgen waren unbegründet“, freut sie sich. Wie auch die anderen Gäste, in der Regel kommen zwischen zwölf und 15 Menschen, genießt sie die Gesellschaft. Denn die meisten sind alleinstehend. „Für 1,50 Euro kann ich für mich allein nicht kochen, und es schmeckt sehr gut“, berichtet ein weiterer Gast.
Viel Lob haben sie auch für die 20 Ehrenamtlichen, die das Angebot tragen. „Sie sind sehr hilfsbereit, und auf jede Frage gibt es eine Antwort“, sagt Wiesmann. Er hat heute noch einen Behälter dabei, denn ein regelmäßiger Teilnehmer ist erkrankt. „Ich bringe ihm nachher das Essen nach Hause“, erklärt er und fügt hinzu: „Wir essen nicht nur gemeinsam, sondern es haben sich auch Freundschaften entwickelt.“ Seit der Mittagstisch vor einigen Jahren von der Sökelandstraße am Bahnhof an den Lambertikirchplatz umgezogen sei, habe sich die Gruppe positiv verändert. Und auch das Essen, das die Krankenhausküche aus Nottuln anliefert, sei viel besser als das damalige Angebot mit tiefgekühlten Gerichten. „Wir fühlen uns hier sehr wohl“, spricht Wiesmann für die Anwesenden, die zustimmend nicken. Nach dem Essen genießt der eine oder die andere noch eine Tasse Kaffee bevor es wieder nach Hause geht.
„Es ist ein wichtiges, aber eigentlich unspektakuläres Angebot“, sagt Vinzenz Mersmann, beim Caritasverband für den Kreis Coesfeld für die Gemeindecaritas zuständig. Seinen Ursprung hat der Mittagstisch beim Caritasverband, der gemeinsam mit den katholischen Pfarreien und der evangelischen Gemeinde, der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, der Kolpingsfamilie Coesfeld sowie der Stadt Coesfeld das Angebot trägt. „Uns ist es wichtig, dass wir keine Suppenausgabe sind, sondern eine gute Atmosphäre schaffen“, betont der ehrenamtliche Geschäftsführer Felix Schürhoff. Und das stellen die Ehrenamtlichen sicher. Von Anfang an dabei ist Hedwig Peirick. „Ich möchte für andere da sein. Aber wir bekommen auch viel von unseren Gästen zurück“, sagt sie. Und ihre Kollegin Monika Cramer ergänzt: „Sie bedanken sich jedes Mal und sagen auch offen, ob es geschmeckt hat oder nicht.“ Jeder sei beim Mittagstisch willkommen, aber das Angebot richte sich vor allem an Menschen, die mit jedem Cent rechnen müssten.
Am 6. Dezember wird das 25-jährige Bestehen gefeiert. Neben den Ehrenamtlichen, den regelmäßigen Spenderinnen und Spendern, sowie den Trägern sind natürlich auch die Gäste dabei. Die Anmeldeliste, die auf dem Tisch liegt, ist schon gut gefüllt.
Foto:
Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe
20.11.2024