Markantes Zeichen der Erinnerung und Auseinandersetzung
Pfarreien im Pastoralen Raum Coesfeld pflanzten Trauer-Blutbuchen
Coesfeld (pbm/mek). Mehr als 100 Trauer-Blutbuchen sind rund um den 18. November, den europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch, in zahlreichen Pfarreien und Einrichtungen im Bistum Münster als Symbol der Erinnerung gepflanzt worden. So auch im Pastoralen Raum Coesfeld. An der Anna-Katharina-Kirche, der St.-Jakobi-Kirche sowie der St.-Johannes-Kirche in Lette waren Mitglieder der Seelsorgeteams sowie Gremienvertreterinnen und -vertreter zeitgleich zu einer Gedenkstunde eingeladen.
„Wir wollten die Aktion, die von Betroffenen mitgestaltet und initiiert wurde, unterstützen. Auch wenn vielleicht derzeit die Mehrheit der Menschen in den Pfarreien inhaltlich noch keine Verbindung zu den Trauer-Blutbuchen haben, werden die Gedenkplätze sicherlich zum Nachdenken und zum Wachhalten führen“, hofft Jörg Hagemann, leitender Pfarrer und Kreisdechant. Auch wenn die Trauer-Blutbuchen vom Namen und ihrer inhaltlichen Bedeutung her zunächst nicht positiv verknüpft seien, empfinde er es als positives Zeichen. „Das Leid so vieler in und an der Kirche wird nicht vergessen. Sicherlich werden sich Menschen an dieser Aktion stoßen, aber es ist mir wichtig, dass unsere Sensibilität für mögliche Übergriffe damit wach bleiben wird“, ergänzt er. Besonders schätze er an der Pflanzaktion, dass Bistumsverantwortliche und Betroffene sich gemeinsam für eine Erinnerungskultur eingesetzt hätten.
Schon vor sechs Jahren haben sich die drei Pfarreien in Coesfeld gemeinsam auf den Weg gemacht und ein einheitliches und für alle geltendes Institutionelles Schutzkonzept (ISK) zur Prävention sexualisierter Gewalt erarbeitet. Dabei haben sie sich in den verschiedenen Gremien mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt. „Die regelmäßigen Schulungen der Haupt- und Ehrenamtlichen machen uns als Christinnen und Christen immer wieder sensibel für mögliche Betroffene sexualisierter Gewalt. Zudem stärken sie Kinder und Jugendliche, für ihre Rechte und gegen Übergriffigkeiten einzustehen“, betont Hagemann.
Mit der Pflanzaktion greift das Bistum einen Vorschlag von Betroffenen aus der Arbeitsgruppe Erinnerungskultur auf. Mit den Bäumen wollen Pfarreien und Einrichtungen an den sexuellen Missbrauch erinnern, den Priester und andere Vertreter der katholischen Kirche begangen haben. Auch an die Vertuschung durch kirchliche Verantwortungsträger, soll mit der Aktion erinnert werden. Gesetzt wird ein sichtbares Zeichen im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch. Die Trauer-Blutbuche steht sinnbildlich für die Trauer um das Leid der Betroffenen, deren Leben durch sexuellen Missbrauch oft schwer geschädigt wurde. Dieser Baum mit seinem markanten Wuchs und dunkel gefärbten Blättern symbolisiert die Dauerhaftigkeit leidvoller Erfahrungen.
Zwei Anliegen verbinden sich mit der Pflanzung. Zum einen sollen die Bäume in den Pfarreien und Einrichtungen daran erinnern, das Unrecht und Leid, das Betroffene erlitten haben, nicht zu vergessen und aufmerksam zu bleiben. Zum anderen sollen sie dazu auffordern, sich weiterhin und dauerhaft mit dem Thema sexualisierter Gewalt auseinanderzusetzen, hinzuschauen, zuzuhören und zu handeln. Eine Gedenktafel vor den Bäumen unterstreicht diese Notwendigkeit und macht sie für alle sichtbar: „Er (der Baum) braucht Pflege, so wie der Schutz vor Missbrauch dauerhaft unsere Aufmerksamkeit erfordert.“
Foto:
Bistum Münster/Michaela Kiepe
20.11.2024